Staatspraesident Jacques CHIRAC bei der gemeinsamen pressekonferenz mit dem Praesidenten der Republik Armenien, Robert KOTSCHARIAN - Auszuege -

Staatspraesident Jacques CHIRAC bei der gemeinsamen pressekonferenz mit dem Praesidenten der Republik Armenien, Robert KOTSCHARIAN - Auszuege -

Erewan, 30. September 2006




(...) Ich möchte betonen, wie sehr es mich berührt, der erste französische Staatspräsident zu sein, der das Land Armenien besucht. Dabei ist den Franzosen Armenien sehr nahe, sehr vertraut. Ich hatte den Eindruck, Armenien zu kennen, obwohl ich noch nie hier war. (...)

Über diesen emotionalen Aspekt hinaus haben wir über viele Themen gesprochen. Wir haben die Probleme mit dem Frieden in dieser Region angesprochen, der unablässig stabilisiert werden muss. Wir haben über die Probleme der restlichen Region im weitesten Sinne, über die Nachbarländer des Kaukasus, aber auch über Iran und die Türkei gesprochen. (...)

Ein weiteres Thema, das wir beim Mittagessen noch vertiefen werden, waren die Beziehungen zwischen Armenien und der Europäischen Union, und unsere bilateralen Beziehungen. Aber die sind ausgezeichnet. Sie können immer noch besser werden, auf wirtschaftlicher wie auf kultureller Ebene. Aber sie sind sehr gut, wie Präsident Kotscharian vorhin betonte. (...)

Ich möchte ein weiteres Mal daran erinnern, dass Frankreich den Völkermord an den Armeniern anerkennt. Frankreich hat ihn offiziell und kraft des Gesetzes anerkannt. Es ist also unser Gesetz. Dieses Gesetz gilt für alle. Ferner sind wir ein Rechtsstaat, das wissen Sie alle. Das französische Gesetz verurteilt jegliche Provokation zu Diskriminierung, Hass oder Gewalt gegenüber Rassen. Jegliche Diskriminierung. Das will das Gesetz. Ich freue mich darauf, diese Fragen im Rahmen des freundschaftlichen Besuches in Armenien, bei dem wir alle Probleme ohne Vorbehalte ansprechen können, mit dem armenischen Präsidenten zu besprechen. Dies zeigt, dass Frankreich den tragischen Völkermord vollständig anerkannt hat und dass der Rest heute eher Polemik als juristische Realität ist. (...)

Es gibt noch einen Grund, optimistisch zu sein: das Wirtschaftswachstum steigt in Armenien stark an, was auf der wirtschaftlichen Entwicklung selbst, aber auch auf den Fähigkeiten des armenischen Volkes, der Jugend, der Arbeiter, auf ihrer Ausbildung und auf ihrer Erfahrung beruht. Dies sind Punkte, die durch ein steigendes Wachstum zum Ausdruck kommen und wenn das Wachstum steigt, kann der Handel mit dem Rest der Welt, insbesondere mit Frankreich, nur zunehmen. Und es ist nicht verwunderlich, dass der Handel heute, in einem vertrauensvollen Klima, bedeutend zunimmt. Man muss wissen, dass die französischen Investoren heute Vertrauen in Armenien haben. Das ermutigt sie natürlich berechtigterweise dazu, im Rahmen des Möglichen in Armenien zu investieren. (...)

Sie stellen die Frage, ob die Türkei den Völkermord in Armenien anerkennen muss, um der Europäischen Union beitreten zu können.

Ehrlich gesagt, ich glaube ja. Jedes Land wächst durch die Anerkennung seiner Dramen und Fehler. Kann man etwa sagen, dass Deutschland, das die Shoah vollständig anerkannte, sein Ansehen verlor? Sein Ansehen ist vielmehr gestiegen. Man könnte dies auch - unter etwas anderen Umständen - für Frankreich behaupten und für viele andere Länder. Ein Land, eine Nation, wächst immer, wenn es die Fehler anerkennt, die es begangen hat. Wenn es zudem darum geht, sich in ein Ganzes zu integrieren, das die Zugehörigkeit zu einer gleichen Gesellschaft und den Glauben an die gleichen Werte fordert, so denke ich, dass die Türkei von ihrer Geschichte, ihrer Tradition und ihrer Kultur aus betrachtet, die auch eine humanistische ist, gut beraten wäre, die Konsequenzen daraus zu ziehen./.





Andere Standorte